(ein Loblied an die Gnade)
Gnade, ein altes Wort, welches sehr oft im „kirchlichen“ Kontext gesehen wird. Dabei drückt Gnade viel mehr aus. Im Sport oder in der Kunst wird bei Ausnahmetalenten von einem begnadeten Sportler oder Künstler gesprochen. In der Wurzel meint Gnade begütet zu sein. Für mich liegt in dieser Güte eine Verwandtschaft zum englischen „flow“. Beim „flow“ lebt man im Augenblick, im Lebensfluss und das Lebendige fließt, durchdringt und geschieht durch diesen Menschen. Dennoch ist menschliche Güte und die damit verbundene Gnade noch etwas tiefgreifender. Sie verbindet das lebendig Durchdringende mit dem im Menschen „Innewohnenden“. Der Mensch mit seinen Qualitäten verbindet sich mit dem Lebendigen, wird eins mit seinem Umfeld und beglückt dieses mit seiner wahren Essenz. Dieses „Innenwohnende“ ist wahre Liebe und Ausdruck, sich dem Fluss des Lebens vollends anzuvertrauen und hinzugeben. Ein wahrer Segen, der jedem Menschen offensteht. Der Zugang zur Gnade erfolgt ausschließlich aus dem Herzen, dem Zentrum des „Innewohnenden“. So ist es unmöglich den Zustand der Gnade über den Verstand oder Zielversessenheit herbeizuführen. Selbstannahme und Selbsthingabe jedoch bereiten den Weg zur Gnade. Das Herz, trotz schmerzhafter Erfahrungen und Verletzungen, ganz zu öffnen und sich vom Leben selbst führen zu lassen beschreibt die besondere Qualität der Gnade. Segnen bedeutet jemanden so wirken zu lassen, wie er ist. „Möge die Gnade mit ihm sein“, verbindet den Wunsch, dass das „Sosein“ des anderen vom Lebensfluss getragen wird. Dadurch wird Liebe sichtbar und die Wirkung dieses Menschen erscheint verzückt. Es ist jedem Menschen zu wünschen, Gnade zu erleben. Diese Gnade ist die Grundlage für ein friedvolles Miteinander und auch Ausdruck, dass Beziehung dem Menschen besser tut als Recht(-haberei). Natürlich schafft auch Gerechtigkeit Herzensfrieden, jedoch nicht in der Qualität, welche die Gnade in sich birgt.
Leider empfinden sehr wenige Menschen den Zustand der Gnade. Die Gnade selbst steht aber allen Menschen zur Verfügung. Ein Schritt hierzu ist die Lektionen des Lebens dankbar anzunehmen (siehe „das Leben als Lehrmeister!“). Kurioserweise findet man bei Umbrüchen leichter zum Weg der Gnade, die uns zu jeder Zeit umgibt. Umbrüche und sonstige Veränderungen können uns zur Aufgabe von Selbstkonzepten zwingen, das Selbst darf sich dem Wandel unterziehen und seiner wahren Größe offenbar werden: „Im Wesen ein von Gnade umgebenes Geschöpf“.
Helmut Wurdinger zum Juli-Vollmond 2025
„DANKE – dass wir von Gnade umgeben sind!“